Stadt legt erste Ergebnisse der großen „Leben in Köln“-Umfrage vor

Nach umfangreichen Erfassungs- und Auswertungsarbeiten der repräsentativen „Leben in Köln“-Umfrage liegen die ersten beiden Ergebnisberichte vor. Zwei Themenheften mit den Titeln „Zufriedenheit mit Köln und den Stadtteilen“ und „Aktive Bürgerschaft“ geben detailliert Auskunft. Die Verbundenheit der Bewohnerinnen und Bewohner mit der Gesamtstadt ist deutlich stärker als mit ihren Stadtteilen/Stadtvierteln. Mehr als die Hälfte der befragten Personen fühlt sich in erster Linie als Kölnerin oder Kölner (55 Prozent), nur jede oder jeder Vierte der Befragten (24 Prozent) gab an, eher mit seinem Stadtteil oder Veedel verbunden zu sein, wobei es hier große Unterschiede zwischen den 86 Stadtteilen gibt. Die Verbundenheit zu Köln und seinen Veedeln wächst mit der Wohndauer in der Stadt. „Mit ihrer Teilnahme an der Leben in Köln-Umfrage haben uns die Bürgerinnen und Bürger einen wertvollen Einblick gegeben: Mit den Auskünften zu Lebens- und Wohnverhältnissen sowie zu persönlichen Einstellungen und Meinungen ermöglichen sie es Politik und Verwaltung, Planungen und Entscheidungen ein Stück näher an der Lebenswelt der Kölnerinnen und Kölner auszurichten. Insbesondere mit Blick auf die aktuelle Arbeit an der Stadtstrategie ‚Kölner Perspektiven 2030‘ sind dies wichtige und wertvolle Informationen, die kommunalstatistische Datenquellen allein nicht hergeben“, so Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Die Kölnerinnen und Kölner sind insgesamt zufrieden mit ihrer Stadt als Ganzes. Knapp zwei Drittel, 61 Prozent, der Befragten sind mit Köln insgesamt „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“, mit Blick auf den eigenen Stadtteil gilt dies sogar für 68 Prozent. Hier zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den 86 Kölner Stadtteilen. Köln punktet bei seinen Bewohnerinnen und Bewohnern vor allem mit seinem Einzelhandels- und Gastronomieangebot: Deutlich mehr als 80 Prozent sind hiermit zufrieden. Als weitere Stärken Kölns stellen sich die medizinische Versorgung, der ÖPNV, das Angebot an kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen sowie Parks- und Grünanlagen heraus: Mehr als zwei Drittel der Befragten äußerten sich hier positiv. Eindeutige Schlusslichter bei der Zufriedenheit sind die Sauberkeit von Straßen und Plätzen sowie das Wohnungsangebot. Mehr als die Hälfte der Befragten (jeweils 55 Prozent) sind damit unzufrieden. Auch das Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren wird vergleichsweise schlecht bewertet: vier von zehn Befragten (42 Prozent) gaben an, hiermit unzufrieden oder sehr unzufrieden zu sein.  Neben der Bewertung vorgegebener Aspekte wurden die Befragten in der „Leben in Köln“-Umfrage auch gebeten, die aus eigener Sicht drei größten Probleme Kölns frei zu benennen. Das Angebot wurde rege genutzt und die Antworten bestätigen weitgehend die bisher geschilderten Befunde, zeigen aber auch weitere wichtige Probleme auf, die den Bürgerinnen und Bürgern auf den Nägeln brennen. Allem voran die „Verkehrssituation“ (35 Prozent), die „Kriminalität und das damit verbundene Unsicherheitsgefühl“ (32 Prozent). Zu wenige Wohnungen (28 Prozent), fehlende Sauberkeit (28 Prozent) sowie der Zustand von Straßen, Fahrradwegen und Bildungseinrichtungen (23Prozent) werden ebenfalls von mehr als einem Fünftel als größtes Problem benannt. Etwa jeder Siebte nennt auch Überfremdung (18 Prozent) sowie die „Arbeit der Verwaltung und Politik“ (13 Prozent) als größtes Problem.

Zurzeit sind rund ein Viertel (24 Prozent) der Menschen in Köln sind ehrenamtlich aktiv – hochgerechnet etwa 200.000 Personen. Damit zeichnet sich im Vergleich zum Jahr 2009 eine leichte Steigerung des bürgerschaftlichen Engagements in Köln ab. Damals waren 22 Prozent der Kölner Erwachsenenbevölkerung ehrenamtlich tätig. 16 Prozent der befragten Kölnerinnen und Kölner pflegen oder unterstützen einen pflegebedürftigen Menschen. Entgegen landläufiger Erwartung unterscheiden sich Frauen und Männer in diesem Punkt nicht. Unterschiede zwischen den Geschlechtern lassen sich aber bei der Art der Leistungen erkennen. Frauen üben etwas häufiger als Männer die relativ intimen Tätigkeiten wie Körperpflege, An- und Ausziehen aus. Die Umfrageergebnisse liefern auch Indizien für eine sich abzeichnende Zunahme von Doppelbelastungen. Weil sich die Familiengründung immer weiter nach hinten schiebt und gleichzeitig die Lebenserwartung steigt, droht eine zunehmende Doppelbelastung der Menschen. Von den Befragten im Alter zwischen 45 und 59 Jahren, die ihre (Schwieger-)Eltern betreuen oder pflegen, hat noch jede oder jeder Siebte gleichzeitig Kinder unter 14 Jahren im Haushalt zu versorgen. Die Ergebnisse zeigen schon jetzt, dass knapp ein Fünftel (17 Prozent) wegen der zu leistenden Pflege- und Unterstützung ihre Erwerbstätigkeit einschränken mussten. Frauen sind hier mit 20 Prozent stärker betroffen als Männer (14 Prozent). Die Experten erwarten hier einen weiteren Anstieg in den kommenden Jahren. „Aktive Bürgerschaft“ drückt sich neben dem ehrenamtlichen Engagement auch in der Wahrnehmung der Möglichkeiten aus, politische Entscheidungen und Planungen aktiv mitzugestalten, ob durch die Teilnahme an politischen Wahlen oder durch alternative Formen politischer Mitgestaltung. Wahlen sind das Wesensmerkmal einer Demokratie und die Teilnahme daran gilt Vielen als Bürgerpflicht: Vier von fünf Befragten haben nach eigenen Angaben regelmäßig an den letzten Wahlen teilgenommen. Gefragt nach den Erfolgsaussichten der verschiedenen politischen Einflussmöglichkeiten in der Kommunalpolitik, halten die Meisten Bürgerentscheide (67 Prozent) und die Kommunalwahlen (66 Prozent) für wirksam. Das Engagement in einer Partei erscheint 59 Prozent der Befragten als erfolgsversprechend. Knapp die Hälfte (47 Prozent) sieht die Teilnahme an Bürgerinitiativen und Bürgerforen als erfolgsversprechend an.

Dass nur maximal ein Fünftel der befragten Kölnerinnen und Kölner nach eigenen Angaben eine oder mehrere der erfragten alternativen Beteiligungsformen schon einmal ausgeübt habt, erscheint daher schlüssig. Die Ergebnisse zeigen auch, dass wer nicht (mehr) an klassischen Wahlen teilnimmt, auch nicht zu diesen alternativen Formen politischer Einflussnahme greift, um seinem Bürgerwillen Ausdruck zu geben. Interesse an Politik allgemein wie auch an Lokalpolitik kann als eine Grundlage für einen derartigen Mitgestaltungswillen gesehen werden. Bemerkenswert ist der insgesamt hohe Anteil an Interessierten: Sowohl der Politik allgemein als auch der Entwicklung der Stadt bringen über 90 Prozent ein grundsätzliches Interesse entgegen. Der Rat der Stadt und die Stadtverwaltung interessieren die Kölnerinnen und Kölner mit jeweils rund 80 Prozent etwas weniger, aber auch dieser Wert als hoch anzusehen ist. Im Herbst 2016 hatte die Stadt Köln 64.000 Kölnerinnen und Kölner zur Teilnahme an der repräsentativen „Leben in Köln“-Umfrage aufgerufen. Rund 14.400 Kölnerinnen und Kölner, also ein knappes Viertel der Angeschriebenen, sind diesem Aufruf gefolgt und haben einen Fragebogen mit mehr als 100 Fragen zu einer Vielzahl von Themenbereichen städtischen Lebens ausgefüllt. Die Ergebnisse liefern Information über Köln aus Sicht seiner Bürgerinnen und Bürger. Die neu gewonnen Informationen fließen in stadtentwicklungspolitische Projekte und bieten vielen Ämtern eine Basis für Überprüfung sowie Evaluation von Sachverhalten und ergänzen die bestehenden statistischen Grunddaten. Die Fragen umfassten ein weites Spektrum an Themen. Vor dem Hintergrund der demografischen Veränderung Kölns, lag ein Schwerpunkt auf Leistungen, die die Menschen für die Pflege und Betreuung Anderer erbringen, ob und in welcher Form sie sich aktiv in die Kommunalpolitik Kölns einbringen. Die Befragten beantworteten aber auch Fragen zu ihren Lebensumständen wie etwa ihrer Erwerbssituation, ihrer wirtschaftlichen Lage, oder der Miethöhe. Die aus den Antworten berechnete Armutsquote und Mietbelastung von Kölner Haushalte sind nur zwei von vielen wichtigen Informationen, die die Verwaltung dank reger Beteiligung erhalten hat.

 

 

 

 

 

Quelle: Stadt Köln, Bildrechte: KNJ/Martina Uckermann

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