Der amerikanische Sänger Billy Joel, der mehr als 150 Millionen Alben verkauft hat, spricht in einem exklusiven Gespräch mit dem Magazin stern über das Schicksal seines Großvaters Karl Joel, einem jüdischen Unternehmer aus Nürnberg. „Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Aus einem kleinen Wäscheladen in Süddeutschland hatte er in wenigen Jahren einen großen Textilversandhandel geschaffen. Es ist schwer, das Unrecht, was ihm damals widerfahren ist, nicht persönlich zu nehmen. Er wurde aus Deutschland vertrieben und gezwungen, sein Unternehmen an einen Deutschen abzugeben.“

Der Geschäftsmann, der den florierende Versandhandel der Familie Joel im Dritten Reich übernahm, war Josef Neckermann, einer der wohlhabendsten und bekanntesten Unternehmer der deutschen Nachkriegszeit. Doch Billy Joel, 69, hat inzwischen seinen Frieden mit dem Schicksal seiner Familie gemacht. Er sei niemand, der die Sünden der Väter auf die Kinder übertrage. „Was geschehen ist, ist geschehen“, sagt Joel. Er habe sich sogar einmal mit den Enkeln von Neckermann getroffen und trage ihnen nichts nach.

Billy Joel, der Ende Juni für ein Konzert nach Deutschland kommt, fühlt sich heute sehr verbunden mit der deutschen Kultur. „Deutschland ist einer der Orte, wo ich am liebsten spiele. Ich habe einen deutschen Halbbruder, Alexander, der in Hamburg lebt. Er ist Operndirigent. Ich lernte ihn erst als erwachsener Mann kennen. Heute stehen wir uns sehr nahe.“

Auch darüber, warum er seit mehr als 25 Jahren kein neues Album veröffentlicht hat, gab Billy Joel Auskunft. „Es war immer ein Kampf für mich, neue Songs zu schreiben. Das Klavier war für mich an manchen Tagen wie ein schwarzes Ungeheuer mit 88 Zähnen, das nach meinen Fingern beißt. Nach zwölf Alben hatte ich genug davon. Mein Kumpel Elton John sagte mir einmal: Billy, du bist ein fauler Hund! Wann machst du endlich mal eine neue Platte? Ich habe ihm gesagt: Elton, warum machst du nicht mal weniger Platten?“.

 

 

 

 

 

 

Quelle: Stern, Bildrechte: David Shankbone/Wikipedia

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