Auch wenn wir nie wiedersehen dürfen, wie sie über die Bühne schwingt, haben wir doch immer noch ihre unendlich beseelte Musik. Vor fast einem Jahr starb sie, aber erst jetzt können wir ihr letztes Werk hören. „Soul of a Woman“ fängt eine Sängerin und eine Band auf dem Zenit ihres Könnens ein. Ein letztes Mal haben sie sich ins House of Soul Studio in Bushwish/Brooklyn begeben, um auf Achtspurband ein Album aufzunehmen, das die Grenzen ihrer eigenen Kunst sprengt. Das Ergebnis ist ihr bisher raustes, aber auch anspruchsvollstes Werk. Eine letzte Botschaft einer der einflussreichsten Bands des Rhythm & Blues des 21. Jahrhunderts.

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SHARON JONES & THE DAP-KINGS – SOUL OF A WOMAN

Bevor Sharon Jones 2016 an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb, war ihr Album „Give The People What They Want“ für ihren ersten Grammy nominiert. Sie tourte und spielte ohne Unterlass und stand vor der Kamera für „Miss Sharon Jones!“, der umjubelten Dokumentation der Oscar-Preisträgerin Barbara Kopple. Und trotzdem hat die von ihren vielen Fans so geliebte Soulsängerin noch die Zeit für ein letztes Studioalbum gefunden. Die elf Songs auf „Soul Of A Woman“ – alle aufgenommen mit den Dap-Kings, ihren langjährigen musikalischen Schwurbrüdern – zeigen Sharons Stimme noch kurz vor ihrem Tod voller Emotion, Dynamik, Kraft und Flair. „Die letzten Jahre waren ein Kampf für Sharon“, erzählt Bosco Mann, Bassist der Dap-Kings und Produzent des Albums. „Wir konnten uns keine halben Sachen leisten. Deshalb haben wir nur dann an den Songs gearbeitet, wenn Sharon wirklich präsent sein konnte, wenn sie bei Kräften war“. Ihr ganzes Leben hindurch sang Sharon in Gospelchören und führte viele Jahre den Chor in der Universal Church of God in Brooklyn. In den Siebzigern versuchte sie sich in einer Reihe von Funk-Bands, kam aber nicht richtig voran. Später sang sie auf Hochzeiten und arbeitete als Wachfrau für Geldtransporte und als Gefängniswärterin in Rikers Island. 1996 war sie Background-Sängerin bei Aufnahmen von Lee Fields, die Bosco Mann produzierte. Er war von ihr begeistert und proudzierte mit Sharon, die gerade 40 geworden war, ihren ersten Song als Frontfrau: „Damn It’s Hot“. In einem Keller in Brooklyn nahm sie 2001 schließlich ihr Debütalbum auf: „Dap Dippin‘ With Sharon Jones And The Dap-Kings“. Danach folgten regelmäßig neue Platten, Tourneen und Konzerte unter frenetischem Applaus. Ihr sechstes Album „Give The People What They Want“ war 2015 für einen Grammy als bestes R&B-Album nominiert. „It’s A Holiday Soul Party“, das letzte Werk, erschien im November 2015, fast genau ein Jahr, bevor Sharon Jones im Alter von 60 Jahren starb.

Erste Pläne sahen vor, dass „Soul Of A Woman“ vor allem aus Balladen mit vielen Streichern bestehen sollte, eventuell gefolgt von einer Tour mit einem kleinen Streichorchester. Aber als klar war, dass Sharon nicht mehr viel Zeit blieb, nahmen sie Up-Tempo-Nummern und Blues-Material auf – die Art von funky stuff, an der sie auf der Bühne am meisten Spaß hatte. Das Album zeigt so die beiden Seiten dieser Künstlerin: „Die A-Seite ist rauer, live, unmittelbar“, erklärt Bosco Mann, „die B-Seite ist gesetzter, orchestraler, im Gegensatz zu ihrer wilden Bühnen-Persona“. Diese raue Energie springt gleich auf den ersten Songs „Matter Of Time“ und „Sail On!“ ins Ohr. Mann erinnert sich an die Aufnahmen: „In den Monaten vor Sharons Tod waren wir wirklich auf der Höhe unseres Könnens. Keine andere Band konnte es mit uns aufnehmen. Wir sind gleich nach der Tour ins Studio gegangen, um das einzufangen“.

Die Balladen auf Seite zwei – wie „When I Saw Your Face“, „Girl (You Got To Forgive Him)“ und „These Tears (No Longer For You)“ – zeigen Sharon als sensible Interpretin umschlingender Melodien, untermalt von den fein gearbeiteten Arrangements der Dap-Kings, die mit Streichern, Piano und Timpani an die frühe Gladys Knight erinnern. „Sharon wollte die Geschichte hinter jedem Song hören und ihn so zu ihrem eigenen machen“, sagt Mann. „Auf Tour waren wir eine Wohngemeinschaft, und wenn jemanden etwas plagte, war sie immer sofort da. Sie konnte nur singen, wenn sie einen Song mit dem Herzen spürte“. Die vielen unterschiedlichen Stimmungen auf dem Album spiegeln die unterschiedlichen Mitglieder der Band wider. Auf „Come And Be A Winner“, geschrieben vom Gitarristen Joey Crispiano, klingt Sharon sehr entspannt. „Ihre Stimme drückt sehr viel Gefühl aus in diesem Song“, sagt Mann, „aber schwermütiger, klagender als sonst. Nach all den Jahren konnte sie uns immer noch mit ihrer Vielseitigkeit überraschen“. Auf dem leichtfüßigen „Rumors“, das die Drummer Fernando Velez und Homer Steinweiss komponierten, hat Sharon ihre eigenen Background-Harmonien aufgenommen. „Der Song wird einfach von ganz viel Freude getragen. Er ist sehr einnehmend und dabei fast simpel und verspielt“.

Für so unterschiedliches Song-Material braucht man natürlich Musiker, die dieser Aufgabe gewachsen sind. Nach mehr als 20 Jahren auf der Bühne stehen die Dap-Kings wie keine andere Band für authentischen Soul alter Schule. Sie waren ein essenzieller Bestandteil von „Back To Black“, dem Meisterwerk von Amy Winehouse, und traten mit Künstlern wie Al Green, Syl Johnson, Sturgill Simpson und Kesha auf. Bosco Mann betont, dass die Arbeitsweise der Dap-Kings genauso wichtig ist wie die Musik, die sie spielen. „Soul Of A Woman“ wurde auf einem Achtspurgerät aufgenommen. „Die Arrangements und das Spiel müssen wirklich sitzen“, sagt er. „Es liegt an der Band, keine Fehler zu machen. Es gibt keinen Rückspulknopf, keine neue Spur. Was zu hören ist, wurde von den Musikern genauso gespielt – nicht einfach von Produzenten und Aufnahmetechnikern zusammengeklebt. Und ich glaube, das ist auch zu spüren“. „Soul Of A Woman“ fängt eine Band und eine Sängerin auf der Höhe ihrer Fähigkeiten ein – mit „viel Gefühl, Blut, Schweiß und leider auch Tränen“, wie es Mann ausdrückt. „Das Album kocht mit diesen Dingen fast über. Sharon hat immer gesagt: ‚Was von Herzen kommt, geht auch zu Herzen’. Deshalb hat jeder so viel Herzblut in das Album gesteckt. Jedes Mal, wenn sie die Bühne betreten hat, hat Sharon wirklich alles gegeben. Es war dieses Mal bestimmt eine noch intensivere Erfahrung für die Band, weil wir wussten, was auf uns zukommt. Aber nur so konnte sie singen: als wäre es ihr letzter Tag auf Erden“. Mit Fug und Recht kann man sagen – Sharon Stone hinterließ ihr Meisterwerk!

Soul of a Woman Tracklist:

1. Matter of Time

2. Sail On!

3. Just Give Me Your Time

4. Come and Be a Winner

5. Rumors

6. Pass Me By

7. Searching for a New Day

8. These Tears (No Longer for You)

9. When I Saw Your Face

10. Girl! (You Got to Forgive Him)

11. Call on God

 

 

 

 

Quelle. der Promotor, Bildrechte: Jacob Blickenstaff

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