Alarm auf der chirurgischen Intensivstation des Universitätsklinikums Bonn (UKB) – am Abend des 2. März 2019 erreicht das UKB eine dringliche Anfrage: Ein fünfjähriges Mädchen, das nach einer schweren OPKomplikation in einem Nordrhein-westfälischen Krankenhaus mit offenem Brustkorb an eine Herz-Lungen-Maschine (Extracorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO) angeschlossen werden musste, benötigte notfallmäßig eine überlebenswichtige Herzoperation. Eine Weiterversorgung vor Ort war nicht möglich. So gab es keine andere Möglichkeit, als das kleine Mädchen in dieser lebensbedrohlichen Situation schnellstmöglich in das Universitätsklinikum nach Bonn zu holen.

Sofort wurde das ECMO-Transportteam der operativen Intensivmedizin, bestehend aus einem Intensivmediziner und einer Intensivpflegekraft, aktiviert und in diesem besonderen Fall um ein interdisziplinäres Team aus Kinderkardiologie, Kinderherzchirurgie und Kardiotechnik erweitert. Gemeinsam wurden alle weiteren Schritte zum Transport des Kindes geplant. In dieser speziellen und sehr seltenen Notfallsituation wurde die Berufsfeuerwehr Köln um logistische Unterstützung gebeten. Sie verfügt über ein so genanntes Intensivmobil, mit welchem auch schwerstkranke Patienten an einer ECMO wie auf einer „rollenden Intensivstation“ transportiert werden können. Ein Fall wie dieser war auch für das Kölner Team Neuland.

Innerhalb weniger Stunden gelang es, den Transport ins Bonner Universitätsklinikum zu organisieren. „Erstmalig wurde deutschlandweit so ein notfallmäßiger Einsatz bei einem Kind mit offenem Brustkorb erfolgreich durchgeführt“, so Kinderherzchirurg PD Dr. Daniel Dürr, der die kleine Patientin nach dem Transport operierte. Zola, die kleine Patientin, konnte sich daraufhin auf der Kinderkardiologischen Intensivstation erholen und sechs Wochen später nach Hause entlassen werden. „Auch für unser erfahrenes ECMO-Transportteam war die Logistik und der Transport eines Kindes mit thorakaler ECMO, also mit offenem Brustkorb, eine spezielle Herausforderung“, erläutert Stefan Lenkeit, Koordinator Pflege für Notfallmanagement und ECMO-Transport.

Insgesamt elf hochspezialisierte Ärzte, Rettungs- und Pflegefachkräfte waren an dem gesamten Einsatz über sieben Stunden beteiligt. „Dank der großen Erfahrung der Spezialisten und der hervorragenden Zusammenarbeit verlief die gesamte Aktion reibungslos“, so Lenkeit. „Ich bin froh, dass Ärzte und Pfleger sowie alle anderen Beteiligten mit dieser Aktion über ihre Grenzen hinausgegangen sind und Neuland betreten haben. So hat meine Tochter es geschafft, zu überleben. Ab diesem Sommer wird sie in die Schule gehen und ihr großes Ziel ist es, einmal Ärztin zu werden,“ sagt Mandy Freese, Zolas Mutter. Prof. Christian Putensen, Leiter der operativen Intensivmedizin führt dazu aus: „Das maßgeblich von Seiten der Intensivpflege und Ärzten der Chirurgischen Intensivstation entwickelte ECMO-Transportkonzept ermöglicht es uns, Patienten, die ein sehr hohes Komplikations- und Transportrisiko aufweisen, sicher zu versorgen und an das UKB zu verlegen.“

Seit 2007 hat das ECMO-Transportteam der operativen Intensivmedizin ca. 350 Einsätze deutschlandweit durchgeführt. Dabei bildet das ECMO-Transportteam das gesamte Spektrum der ECMO-Versorgung ab, die auch bei schwerstkranken Patienten noch zum Einsatz kommen kann. „Die langjährige Erfahrung mit ECMO-Transporten, die enge Kooperation mit Kinder-ECMO Spezialisten wie dem kinderkardiologischen und kinderherzchirurgischen Team und standardisierte Abläufe mit den Rettungsdiensten helfen uns, auch schwierigste logistische Herausforderungen zu meistern und anderen Krankenhäusern unsere Hilfe rund um die Uhr bieten zu können“, so Prof. Putensen.

 

 

 

 

Quelle: UKB, Fotocredit: ECMO

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