Das Talent und die Vielseitigkeit des Theater- und Hollywood-Schauspielers William Dafoe sind bestechend. In seinem neuen Film verkörpert er Vincent van Gogh, was dem 63-Jährigen eine hoch verdiente Oscar-Nominierung einbrachte. Im Interview berichtet er von den Dreharbeiten zu „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit„: „Wir drehten vor Ort im französischen Arles, wo sich van Gogh einst ein gutes Jahr lang aufhielt. Der Dreh fand allerdings im November statt, bei eisigem Wind. Wir drehten eine Szene, in der ich in der freien Natur sitze und male, als mich eine Gruppe von Kindern behelligt. Die armen Knirpse waren irgendwann blau angelaufen, so kalt war es. Mit dem sommerlichen Arles, in das die Touristen strömen, hatte das nichts zu tun. Die meisten Restaurants waren zu, es fühlte sich fast an wie in einer Geisterstadt. Aber für den Dreh war es toll, wir hatten den Ort ganz für uns.“

Dafoe verfügt neben seinem Können auch über ein unverwechselbares Gesicht. Im Interview erzählt er, auf welche seiner bisherigen Rollen er am häufigsten angesprochen wird: „Fast täglich ruft mir jemand ‚Hey, Goblin‘ hinterher – die ‚Spider-Man‘-Filme waren nun mal sehr, sehr erfolgreich.“ Oft spielt er aber auch in Filmen, die kontrovers diskutiert werden. Dahinter steckt keine Absicht, beteuert Dafoe: „Ich suche nicht nach Skandalen, wirklich nicht. Mich interessieren Herausforderungen, auch solche, vor denen ich mich ein wenig fürchte. Oft stellen gerade diese Rollen auch eine Herausforderung für das Publikum dar. Bei ‚Antichrist‘ war mir klar, dass das ein harter Film sein würde. Doch ich fand ihn wunderschön und dachte nicht, dass er jemanden verstören könnte; und an ‚Die letzte Versuchung Christi‚ bin ich ähnlich naiv herangegangen.“

Dafoe kommt aus einer Familie mit acht Kindern. Ist er auch Schauspieler geworden, um elterliche Aufmerksamkeit zu erregen? „Würde ich mich auf die Psychiatercouch legen, wäre das wohl der Knackpunkt: Ich wurde zu wenig beachtet. Wächst man als Teil eines großen Stammes auf, muss man möglichst schnell seinen Platz, seine Identität finden. So wurde ich als Kind zu ‚Quatschkopf-Billy‘, zum Spaßvogel. Das brachte mir mit elf Jahren eine Rolle beim Theater der Kirchengemeinde ein. Ein Regisseur aus New York war gekommen, die Rolle eines Kindes mit großer Klappe musste besetzt werden. Der Freund meiner Schwester schlug mich vor, weil ich sowieso jedem auf die Nerven ging.“

Seine dritte Oscar-Nominierung erhielt Dafoe 2018 für die Nebenrolle des sozialen Motelmanagers Bobby in Sean Bakers The Florida Project (2017). Seine Mitwirkung in dem Filmdrama brachte ihm darüber hinaus zahlreiche weitere Auszeichnungen ein, darunter die Preise der Kritikervereinigungen von Boston, New York und Los Angeles sowie des National Board of Review und der National Society of Film Critics. Ebenfalls im Jahr 2018 wurde ihm der Goldene Ehrenbär der 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin zuerkannt. Für seine Darstellung des Malers Vincent van Gogh in der Filmbiografie Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit erhielt er im Januar 2019 seine insgesamt vierte Nominierung für den Oscar. Im März 2005 heiratete Dafoe die zwanzig Jahre jüngere italienische Filmregisseurin Giada Colagrande, mit der er abwechselnd in Rom, New York und Los Angeles lebt.

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Lufthansa Magazin/Wikipedia, Fotocredit: Gaura/Wikipedia

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