Glühwein, Punsch und deftige Speisen locken die Besucher der Weihnachtsmärkte an die Stände und auch sonst hat die Vorweihnachtszeit viele Leckereien zu bieten. Die kulinarischen „Verführungen“ gipfeln schließlich im festlichen Weihnachtsmenü, das für die meisten ebenso wenig fehlen darf wie der geschmückte Baum. Gerade für Gicht-Patienten ist die Weihnachtszeit eine besondere Herausforderung, da purinreiche Lebensmittel wie Gans und Co. plus das ein oder andere Glas Alkohol einen Gichtanfall auslösen können. Dennoch müssen sie an den Festtagen nicht auf Genuss verzichten. Bewusstes Schlemmen kann man planen, vor allem wenn sie an den übrigen Tagen des Jahres auch auf eine purinarme Ernährung achten. Denn das Essen ist nicht allein verantwortlich für die Erkrankung. Gicht ist vielmehr eine erblich bedingte Stoffwechselerkrankung, die mit modernen harnsäuresenkenden Medikamenten behandelt werden kann. Bei Gicht können die Nieren genetisch bedingt nicht ausreichend Harnsäure ausscheiden.

_______________________________________________

Betroffene haben zu viel davon im Körper. Daher ist ihr Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Darüber hinaus kann Nahrung, die viel Purin enthält, bei Gicht-Patienten zu einem zusätzlichen Anstieg der Harnsäure führen. Besonders viel Purin ist etwa in Fleisch, beispielsweise dem traditionellen Gänsebraten, Innereien, Fisch und Hülsenfrüchten enthalten. „Eine 250 Gramm Portion Gans enthält beispielsweise rund 500 mg Harnsäure. Die Harnsäureaufnahme sollte aber täglich maximal 500 mg beziehungsweise wöchentlich maximal 3000 mg Harnsäure betragen.“, weiß Dr. Ute Gola vom Institut für Ernährung und Prävention in Berlin. Auch bei den Getränken ist Vorsicht geboten, da diese ebenfalls den Purinhaushalt beeinflussen können. Alkohol hemmt zum Beispiel die Harnsäureausscheidung über die Niere. Bier enthält zwar weniger Alkohol als Wein, dafür aber zusätzlich Purine, die auch in alkoholfreiem Bier vorhanden sind. Am besten sind Wasser, Mineralwasser und ungesüßte Tees, denn Gichtpatienten sollten ausreichend trinken. Gut geeignete Nahrungsmittel sind beispielsweise Eier, Milchprodukte, Obst und Kartoffeln.

 

Harnsäurewert unter 6 mg/dl senken

Ist der Harnsäurespiegel dauerhaft erhöht, können sich Harnsäurekristalle an Gelenken und an den Organen ablagern. So genannte Gichtknoten können entstehen. Außerdem können die Harnsäurekristalle zum Beispiel das Gelenk stark schädigen oder zu Nierensteinen führen. Um diese Folgen zu vermeiden oder Ablagerungen zu lösen, ist eine frühzeitige und dauerhafte Therapie mit harnsäuresenkenden Medikamenten wichtig. Ziel der Behandlung muss es sein, langfristig einen Harnsäurewert unter 6 mg/dl (360 µmol/l) zu erreichen. Liegt der Harnsäurespiegel unter diesem Wert, lagern sich keine weiteren Harnsäurekristalle an Gelenken und Organen ab. Bereits vorhandene Ablagerungen können zudem gelöst werden.

 

Weihnachts-Lust statt -Frust

Wer an Gicht erkrankt ist und sich das ganze Jahr über an eine purinarme Ernährung hält, kann sich an den Weihnachtsfeiertagen auch die eine oder andere kleine Ausnahme genehmigen. „Ratsam ist es in jedem Fall, eine nicht zu große Portion von Gans und Co., aber dafür mehr Beilagen, ganz bewusst zu genießen und auch an den anderen Feiertagen den Fleisch- und Alkoholkonsum im Blick zu behalten. Auch ein ausgiebiger Spaziergang nach dem Festmahl mit der ganzen Familie kann eine schöne Ergänzung des Weihnachtsmenüs sein.“, rät Dr. Gola.

In jedem Fall sollten Gicht-Patienten dauerhaft auf eine harnsäuresenkende Therapie setzen und diese durch eine gesunde Lebensweise und Ernährung unterstützen.

 

Infokasten:

Klassisches purinreiches Menü

(ca. 774 mg Harnsäure, Quelle: Ebis pro)

Gänsebraten mit Rosenkohl und Klößen mit Vorsuppe und Dessert

200 g Kraftbrühe mit Eierstich

250 g Gans (Fleisch mit Haut) und Soße

200 g Rosenkohl mit brauner Butter

2 Thüringer Klöße

Schokoladenpudding

(pro Portion: 1.472 kcal, 68 g Kohlenhydrate, 92 g Eiweiß, 92 g Fett)

Hinweis: Wenn Sie auf ein traditionelles Weihnachtsmenü mit Gans nicht verzichten möchten, reichen oft schon kleine Veränderungen, um die Purin-Aufnahme zu reduzieren. Wählen Sie eine kleinere Portion Gans ohne Haut, dazu eine Gemüsebrühe anstelle einer Fleischbrühe und als Gemüse Rotkohl.

 

Alternative:

Klassisches Weihnachtsmenü mit weniger Harnsäure

(ca. 290 mg Harnsäure; Quelle: Ebis pro)

Gänsebrust mit Apfelrotkohl und Klößen mit Vorsuppe und Dessert

200 g Gemüsebrühe mit Eierstich

150 g Gänsebrust (ohne Haut) mit Soße

200 g Apfelrotkohl

2 Thüringer Klöße

1 Portion Apfelstrudel mit Vanillesoße

(pro Portion: ca. 940 kcal, 91 g Kohlenhydrate, 51 g Eiweiß, 40 g Fett)

Purinarmes Menü

(ca. 270 mg Harnsäure, Quelle: Ebis pro)

Rinderfilet mit Buttermöhrchen und Kartoffelgratin mit Vorsuppe und Dessert 200 g Gemüsecremesuppe

150 g Rinderfilet

200 g Buttermöhrchen

250 g Kartoffelgratin

Bratapfel mit Vanillesoße

(pro Portion: ca. 890 kcal, 74 g Kohlenhydrate, 50 g Eiweiß, 43 g Fett)

 

Text- und Bildquelle: Berlin-Chemie AG, Bildrechte/Fotograf: Berlin-Chemie AG/Lauri Patterson/Vetta/Getty Images

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert