Hatten Sie schon einmal eine dissoziative Empfindung? Der ein oder andere ganz bestimmt, denn dahinter verbirgt sich das Gefühl weggetreten zu sein oder neben sich zu stehen. Dissoziative Störungen treten meist als eine Art Schutzmechanismus als Folge traumatischer Erlebnisse oder psychisch stark belastender Ereignisse auf. Die Wahrscheinlichkeit mindestens einmal im Leben an einer dissoziativen Störung zu erkranken, liegt bei etwa zwei bis vier Prozent und ist vor dem 30. Lebensjahr am höchsten.

 

Auf Grund psychoanalytischer Konzepte wird davon ausgegangen, dass bei einer Dissoziation unerträgliche Erlebnisse aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Gefühle und Erfahrungen, die nicht in das Selbstbild integriert werden können, werden darüber hinaus abgespalten. Daher gehen dissoziative Symptome oftmals mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Borderline oder Schizophrenie einher. Schätzungen zufolge haben neunzig Prozent der Personen mit schweren dissoziativen Störungen im Vorfeld traumatische Erfahrungen durchlebt.

 

Wie die Häufigkeit der Störungsbilder selbst, variieren dabei auch die Ausprägung und Art der Symptome. So können Gedächtnisverlust und Empfindungsstörungen sogar in teilweise selbst schädigendes Verhalten münden, während die dissoziative Amnesie hingegen als eine Form der Dissoziation relativ verbreitet ist. Schätzungen gehen davon aus, dass sie sieben Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben trifft. Weitere Typen sind die dissoziative Fugue, das Depersonalisations- und Derealisationssyndrom und die dissoziative Identitätsstörung. Ein wesentliches Merkmal aller dissoziativen Störungen ist der fehlende Nachweis organischer Ursachen für die Symptome.

 

Dissoziative Störungen werden sehr häufig entweder nicht erkannt oder falsch diagnostiziert, da die Symptome anderen Krankheitsbildern ähneln. Daher sind das Verhalten des Patienten im Gespräch und insbesondere der Bericht über Gedächtnislücken gute Anhaltspunkte. Die erste Wahl für eine Behandlungsmethode fällt in der Regel auf die Psychotherapie, die sich stark an der Traumatherapie für PTBS-Patienten orientiert. Oftmals ist auch eine multimodale Behandlung sinnvoll, die den Einsatz von Medikamenten und weitere Verfahren wie Bewegungs-, Kunst- oder Musiktherapie mit einschließt.

 

 

 

Quelle: pro psychotherapie e.V., Archivbild

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