Pinkfarbener Jogginganzug, eine Blume in der blonden Perücke, dicke Schminke. Das war Cindy aus Marzahn, die ab 2005 eine steile Karriere hinlegte. 2016 verschwand Cindy aus Marzahn und machte Platz für Ilka Bessin. Im Interview sprach sie über ihr Buch „Abgeschminkt: Das Leben ist schön – Von einfach war nie die Rede – Die Frau, die »Cindy aus Marzahn« war“, das heute erscheint. Im Gespräch sagte Ilka Bessin, wie sehr sie es gekränkt habe, dass Karl Lagerfeld bei einer „Wetten dass…?“-Sendung nicht mit ihr tanzen wollte.

„Manchmal gehen wir sehr respektlos miteinander um, und wir sollten wieder anfangen, Leute nicht wegen ihres Aussehens zu kritisieren, sondern wegen ihrer Arbeit. Das ist eine ganz schlimme Sache, die momentan stattfindet, die ich ganz schlimm fand auch für mich. Ich konnte damit auch nicht umgehen und wenn Karl Lagerfeld sagt, er will nicht mit mir tanzen, kann ich natürlich total selbstbewusst sein und sagen `Nee, dann hat er es auch nicht verdient´, aber das nagt schon an mir, das ist schon hart.“

Außerdem gab sie zu, dass sie selbst auch schlecht zu ihren eigenen Mitarbeitern war:

„Ich bin damals aus der Arbeitslosenzeit gekommen, als es mit Cindy aus Marzahn losging. Ich hab erste Bühnenauftritte gehabt, durfte im Fernsehen auftreten, und hab Menschen kennengelernt, die sich um mich gekümmert haben. Und ich habe auch Geld verdient, man verdient in der Branche gutes Geld und ich war oftmals damit überfordert, wenn zehn Leute neben mir standen und sagten, „Du bist so toll und superlustig“. Da sagt ja auch keiner, dass es manchmal doof ist, was man macht. Und dann ist man manchmal auch nicht freundlich zu seinen Leuten, die einen umgeben, so ein Höhenflug kommt dann einfach, Gott sei Dank habe ich irgendwann die Kurve bekommen.“

Die Tochter eines LKW-Fahrers und einer Näherin absolvierte nach dem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung zur Köchin im VEB Wälzlagerwerk Luckenwalde. Ihre Anstellung als Köchin in einer Großküche verlor Bessin 1990 zur Wendezeit. Anschließend arbeitete sie als Kellnerin in einer Diskothek, in der sie später Geschäftsführerin wurde. 1999 wurde sie Hotelfachfrau, arbeitete als Animateurin auf einem Kreuzfahrtschiff und war nach ihrer Rückkehr nach Berlin vier Jahre arbeitslos. Anfang der 2000er Jahre entwickelte Bessin die Kunstfigur Cindy aus Marzahn, eine übergewichtige Langzeitarbeitslose aus Berlin-Marzahn, die schon seit längerer Zeit Arbeitslosengeld II bezieht.

Der Figur, die geprägt ist durch ihre geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ihre Misserfolge bei Männern, verlieh sie eine fatalistische bis sarkastische Sicht auf die Dinge des Lebens. Außerdem pflegte die Figur Cindy durch eine pinkfarbene Kleidung und ein Diadem ein ironisches, zum Scheitern verurteiltes „Prinzessinnen-Image“. 2002 hatte sie in Folge 212 der Fernsehserie Hinter Gittern einen Gastauftritt. 2004 wollte Bessin sich als Kellnerin im Berliner Live Club des Quatsch Comedy Club bewerben, geriet am Telefon aber an denjenigen, der die Bühnentalente buchte. Er lud sie ein, bei der Quatsch Talentschmiede mitzumachen. Sie tat es und gewann 2005 das Jahresfinale der „Quatsch Talentschmiede“, was ihr erster Erfolg als Komikerin war. Jetzt hat sie ein eigenes Modelabel für Übergrößen. Im Juli 2017 war sie Reporterin zum Thema „Soziale Ungerechtigkeit in Deutschland“ bei Stern TV und setzt sich für seither auch für Kinder aus sozialschwachen Familien ein. Auch privat hat sie ihr Glück gefunden und ist jetzt glücklich liiert mit einem IT Experten.

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg, Wikipedia, Bildrechte: Ilka Bessin/Facebook

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