Nachdem der zweite Teil von „Shades of Grey“ nun in den Kinos angelaufen ist, sorgt der Streifen – zumindest in der Szene – für reichlich Zündstoff. Nach der Veröffentlichung des ersten Buches im Jahr 2011 sorgte eine erste Welle für Aufruhr in der Branche. 2015 verstärkte sich dieser mit dem Filmstart von „50 Shades of Grey“. Durch den enormen Erfolg und die Resonanz in den Medien kam das Thema BDSM unter ein breiteres Publikum. Wie wirkt sich jedoch der Hype um den Megablockbuster auf die Branche insgesamt aus? Zahlen sowie Stimmen aus der Branche liefert die Erotik-Community JOYclub (http://www.joyclub.de). Darüber hinaus hat sie sich in den eigenen Reihen, in Foren und Gruppen, umgehört.

 

* E-Commerce: SoG-Produkte und BDSM-Zubehör finden reißenden Absatz

* Erotik-Communitys: starkes Interesse in BDSM-Gruppen und Foren

* Events: Veranstalter punkten mit SoG-Partys, Workshops und Einsteiger-Events

 

SoG in der Community: Große Neugier, kontroverse Diskussionen

 

Im JOYclub-Forum stiegen die Beiträge mit BDSM-Bezug schon nach dem Kinostart des ersten Teils im Februar 2015 in den ersten vier Wochen um bis zu 89% an. Neue Beiträge mit zig Tausend Aufrufen wurden rege diskutiert. Dabei waren die Diskussionen in der Community ziemlich kontrovers. Dafür können Interessierte und Neulinge damit rechnen, in den Gruppen und im Forum auf erfahrene und hilfsbereits BDSMler zu stoßen. Mittlerweile finden sich in der Community immerhin mehr als 290.000 Mitglieder, die diese Vorliebe in ihrem Profil angegeben haben.

 

Kritik erhielt jedoch der Film selbst in vielerlei Hinsicht. Einerseits, weil er Praktiken falsch darstelle, andererseits wurde die dort geschilderte Beziehung als klischeebehaftet verurteilt. Vor allem die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit wird ganz allgemein thematisiert: Viele fürchten, in eine Schublade gesteckt zu werden, während eine Mehrheit die Entwicklung positiv bewertet, da das Thema weniger tabuisiert wird und man sich nicht mehr zu verstecken braucht.

 

Erotik-Shops: Fanprodukte oder echte BDSM-Toys?

 

Shops wie der erfolgreiche Anbieter Lovehoney profitieren wohl am meisten vom Hype um das knisternde Liebesspiel von Christian Grey und Anastasia Steele.

Seitdem Lovehoney vor vier Jahren die weltweit exklusiven Rechte zur Produktion von „Fifty Shades“-Lovetoys erwarb, vervierfachte sich ihr jährlicher Profit von 16,5 Mio. Euro auf 67 Mio. Euro. Die Verkäufe von „Shades of Grey“-Produkten stiegen seit dem ersten Film um fast 55% an, die neue „Fifty Shades Darker“-Kollektion soll nun noch erfolgreicher werden. Die Chancen dafür stehen gut, gaben doch immerhin zwei Drittel der 1.200 von Lovehoney Befragten an, seit „Shades of Grey“ in Sachen BDSM experimenteller geworden zu sein. Ob die gekauften Produkte nach dem Hype in den Untiefen von Schlafzimmerschubladen verschwinden oder tatsächlich fortan regelmäßig zum Einsatz kommen, lässt sich jedoch nicht nachverfolgen.

 

BDSM-Veranstaltungen: Viele Frischlinge, viel Aufklärung

 

Schon 2015 haben viele Veranstalter, unter anderem auch Kinobetreiber, mit SoG-After-Show- oder Themen-Partys gepunktet. Auf BDSM spezialisierte Clubs haben aber vor allem verstärkt Angebote für Neulinge wie Workshops und Einführungen ins Leben gerufen, da sich Unerfahrene häufig nicht in etablierte Locations hineintrauen. So auch das „Sadasia“ in NRW, einer der bekanntesten BDSM-Clubs in Deutschland. Die diesjährige SoG-Party, die auch schon 2015 in einem herkömmlichen Club veranstaltet wurde, um auch szenefremden Interessierten den Zugang zu erleichtern, war wieder ein voller Erfolg und komplett ausverkauft. Aber auch die regelmäßigen Veranstaltungen laufen gut:

„Da ich ein wachsendes Interesse bei den Gästen und auch im JOYclub erkennen konnte, entschloss ich mich dazu, meine ‚Absolute Beginners Night for BDSMler‘ als monatlich stattfindendes Event sowie Einzelworkshops und Mentoring im Sadasia anzubieten.“, so die Betreiberin Birgit. Diese Events werden von Einsteigern sehr gut angenommen und der Zulauf ist konstant steigend.

 

„Oft herrschen noch Unwissenheit und Klischees vor, die wir dann gerade rücken und folglich Toleranz schaffen können. Meistens besteht aber einfach Neugier, welche in Faszination übergeht.“ Insgesamt kommen immer mehr Frauen in den Club, aber vor allem die Quote an Paaren habe sich stark erhöht. BDSM ist zumindest als Gesprächsthema gesellschaftsfähiger geworden und wo „in Bezug auf sexuelle Vorlieben früher eher hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde, bekennen sich heute viel mehr Menschen öffentlich zu ihrer BDSM-Neigung.“

 

Bondage-Workshops: Fesseln lernen, aber richtig

 

Auch Bondage Studios wie das „Sensual Contact“ des Leipziger Seilkünstlers Ater Crudus haben mehr und mehr Gäste und Workshop-Teilnehmer. Denn Besucher des Films gehen zunehmend offen mit ihren Fragen nach der „richtigen“ Technik beim Fesseln um. In einem seriösen Workshop wird zudem über die möglichen physischen und psychischen Risiken aufgeklärt.

 

Müssen denn nun alle Besucher des Films damit rechnen, dass der Wunsch nach härteren Praktiken, Fesselspielen oder einem Dom-Sub-Verhältnis geweckt wird?

„Nein.“, ist sich Betreiber Ater Crudus sicher. „Natürlich weckt der Film Interesse und macht die Menschen neugierig. Viele sind auch angeregt durch die sexuellen Praktiken, die im Film gezeigt werden. Die meisten die zu uns kommen, haben aber die Neigung schon früher verspürt. Ein realer Effekt ist aber natürlich, dass Menschen eher darüber sprechen, sich vor allem online darüber austauschen und den ersten Schritt wagen. Ein anderer entscheidender Punkt ist der, dass in der Allgemeinheit vorherrschende Vorurteile abgebaut werden und durch das gewonnene Verständnis hoffentlich viele Menschen eine kleine Bereicherung für ihr eigenes Sexleben erfahren.“

 

Weitere Informationen zum Thema unter http://www.joyclub.de/sog.

 

 

 

Quelle: JOYclub, Archivbild

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