Gelber Hingucker

Rapsbluete2016DietrichHabbeJetzt blüht der Raps in ganz Deutschland und somit sollte auch das letzte bisschen „Winterblues“ endgültig vertrieben sein. Der Frühling erlebt seinen strahlenden Höhepunkt und der Sommer ist nicht mehr weit. So schön und idyllisch der gelbe Hingucker Raps für uns auch aussehen mag – für die deutschen Landwirte hat die Pflanze auch eine andere Seite und diese besteht aus viel Arbeit.

 

Was kaum ein Verbraucher weiß: Raps wächst praktisch ein ganzes Jahr auf einem Feld. Um genau zu sein, sind es 11 Monate, die von der Aussaat im August bis zur Ernte im Juli vergehen. Und in dieser Zeit haben Landwirte alle Hände voll zu tun, um den Raps auszusäen, zu düngen und gegen Schädlingsbefall und Pilzkrankheiten zu schützen. Da „Zeit Geld ist“ und Dünger, Pflanzenschutzmittel und Kraftstoff erhebliche Kosten verursachen, gehen Bauern nicht wahllos vor, sondern nur bei Bedarf. Irgendwo muss der Begriff „bauernschlau“ ja schließlich herkommen.

Rapsbluete2016JuergenLiebnerMehr als eine Ölpflanze

Raps ist die mit Abstand wichtigste heimische Ölpflanze, deren Öl nach dem Pressen der Rapssaat als Speiseöl und Biokraftstoff seinen Weg zu den Verbrauchern findet. Dass Raps gleichzeitig auch die mit Abstand wichtigste heimische Eiweißpflanze ist, dürfte so manchen überraschen. Beim Pressen der Saatkörner entsteht nicht nur Rapsöl, sondern auch sehr eiweißreiches Rapsextraktionsschrot bzw. Rapskuchen. Die Natur hat es erfreulicherweise sehr einfach gemacht, das in der Saat enthaltene Öl vom Eiweiß zu trennen. Seinen Einsatz findet das Rapseiweiß in Rinder-, Schweine- und auch Geflügelfutter, das auf Grund seiner Qualität stark nachgefragt ist. Die Reduzierung des Importbedarfs an Sojaschrot um mehrere Millionen Tonnen ist ein interessanter Nebeneffekt dieser Verwendung als Futtermittel. Die eingesparten Sojaimporte entsprechen einem Anbauumfang von rund einer Million Hektar in Südamerika. So trägt der Rapsanbau in Deutschland auch zum Schutz von Regenwäldern bei, die dem Hunger der Welt nach Sojaschrot bereits allzu oft weichen mussten.

 

Rapsbluete2016RalfGrosskoppGelber Alleskönner

Das Öl und Eiweiß befindet sich in den nur wenige Millimeter großen Saatkörnern, die in Schoten heranwachsen. Auf Grund der starken Nachfrage konnte sich der Raps in den letzten Jahrzehnten zu einer tragenden Säule des deutschen Pflanzenbaus entwickeln. Doch nicht nur der Absatz in Form von Rapsspeiseöl, Rapsfuttermittel und Rapskraftstoff machen ihn für die Landwirtschaft so attraktiv. Die Pflanze hat auch unter der Erde so einiges zu bieten. Was man nicht sehen kann, ist die meterlange Pfahlwurzel, die den tiefen Erdschichten mit einer enormen Anzahl von Wurzelhaaren Nährstoffe entnimmt und den Boden ideal vorbereitet für die nachfolgenden Pflanzen, die auf dem Feld angebaut werden. Der Raps macht das so gut, dass beispielsweise Weizen, der im folgenden Jahr angebaut wird, bis zu 10 Prozent mehr Ertrag liefert. Damit die Liste der positiven Eigenschaften und Leistungen der wichtigsten heimischen Öl- und Eiweißpflanze aber noch nicht zu Ende. Denn auch für Bienen und andere Insekten bietet der Raps eine wichtige Nahrungsquelle. Die Bienen fliegen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Raps, denn er ist in manchen Gegenden im Frühjahr eine unverzichtbare Nektar- und Pollenquelle, die mit 40 kg Rapshonig pro Hektar belohnt.

 

Brückentechnologie zur nachhaltigen Mobilität

Die Energiewende kommt und sie kommt auch im Verkehr. Es wird aber Jahrzehnte, vielleicht sogar mehr als ein Jahrhundert dauern, bis Elektrofahrzeuge den Verkehr dominieren. Auf dem Weg dahin führt an Biokraftstoffen als Brückentechnologie kein Weg vorbei, sofern sie alle technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ansprüche erfüllen. Der wichtigste heimische Rohstoff für die Biokraftstoffproduktion ist Raps. Etwas mehr als 1,3 Millionen Hektar wachsen derzeit in Deutschland und ein großer Teil der rund 5 Millionen Tonnen Rapssaat, die im Juli geerntet werden, wird in Form von Rapsöl in rund 20 Biodieselfabriken zu Rapsmethylester (RME), besser bekannt als Biodiesel, verarbeitet. Da Biodiesel auch aus anderen Ölen hergestellt werden kann, von denen insbesondere Palmöl von Umweltschützern sehr kritisch bewertet wird, streben die deutschen Rapserzeuger die Schaffung eines klaren Profils für Raps-Biodiesel und eine Abgrenzung zu anderen Biodieselsorten an. Raps aus Deutschland ist nach Informationen der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) zu 100 Prozent als nachhaltig zertifiziert. Dafür durchläuft der Raps eine umfangreiche „Checkliste“ vom Anbau bis zur Verarbeitung. Nur für Rohstoffe, die für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet werden, ist dieser weltweit zu erfüllende Standard der Nachhaltigkeit bislang gesetzlich geregelt.

 

Text- und Bildquelle: UFOP e.V., Bildrechte/Fotograf: UFOP e.V./Johannes Haas/Jürgen Liebner/Ralf Großkopp/Dietrich Habbe

 

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