OB Reker und Britta Heidemann übergeben beim Ehrenamtstag die Urkunden

 

Nun stehen sie fest: Eine unabhängige Jury wählte aus 148 Vorschlägen die Preisträgerinnen und Preisträger von „KölnEngagiert 2016“, dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln, aus. Neben vier Einzelpersonen zeichnete sie drei Gruppen, zwei Schulen und ein Unternehmen aus. Außerdem wurde erstmals der Sonderpreis „Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“ vergeben. Die Preise überreichen unter anderem Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die diesjährige Ehrenamtspatin Britta Heidemann am Sonntag, 4. September 2016, beim 17. Kölner Ehrenamtstag im Rathaus.

 

Einzelpersonen:

 

Gertrud Bach-Korth engagiert sich seit 20 Jahren (1996) als offizielle Baumpatin. Mit der Pflege der Baumbeete in der Straße An St. Laurentius hat die über 70 Jahre alte Lindenthalerin aber bereits 1989 begonnen. Seitdem säubert sie täglich alle elf Baumbeete in der Lindenthaler Straße. Mehr als 60 Pflanzen hat sie gesetzt und liebevoll großgezogen, wozu auch das mühsame Wässern zu Fuß mit der schweren Gießkanne in der Hand gehörte. Jedes Gewächs hat seine ganz eigene Geschichte, die wunderschön gestalteten Beete erfreuen sich in der ganzen Nachbarschaft großer Beliebtheit. Bach-Korth ist sehr hilfsbereit und steht nicht nur ihren Nachbarinnen und Nachbarn persönlich, sondern auch den über 1.000 Patinnen und Paten des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen im ganzen Stadtgebiet mit gärtnerischen Tipps telefonisch zur Verfügung. Bach-Korth weiß aus langjähriger Erfahrung, welche Pflanzen sich für öffentliche Baumbeete eignen, die widrigen Einflüssen, insbesondere Autoabgasen, ausgesetzt sind. Ihr Wissen floss in die offiziellen Empfehlungen des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen ein, die im städtischen Internetauftritt abrufbar sind.

 

Sabine Grimm arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Cologne Business School. Bereits seit Beginn ihres Studiums (2007 in Köln) engagiert sie sich ehrenamtlich für den Kölner Verein „wünschdirwas“, der schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen Herzenswünsche erfüllt. Zuerst als Ehrenamtliche vor Ort und als Erfüllerin von Wünschen, danach als Repräsentantin für Köln. Wegen ihres beständigen Engagements ist sie seit 2014 auch jüngstes ehrenamtliches Vorstandsmitglied in der 27-jährigen Vereinsgeschichte. Neben der Vereinsarbeit organisiert Sabine Grimm seit fünf Jahren in Folge die Aktion „Work for Good“ an der Cologne Business School. Die von ihr ins Leben gerufene Initiative will jungen Menschen das Ehrenamt näher bringen. Studierende arbeiten in diesem Rahmen freiwillig für einen oder mehrere Tage in Unternehmen und spenden ihren Lohn. Grimm übernimmt für Work for Good jedes Jahr die Leitung und koordiniert die gesamte Aktion. So hat sie in den vergangenen fünf Jahren über 500 Studierende, 200 Kölner Unternehmen, deren Beschäftigte und die Mitarbeitenden der Cologne Business School erreicht und insgesamt über 70.000 Euro für den guten Zweck sammeln können. Das Geld wird dem Verein „wünschdirwas“ gespendet.

 

Sarah Niknamtavin engagiert sich bei Greenpeace, UNICEF und dem Deutschen Roten Kreuz. Bei Greenpeace ist sie in der Jugendaktionsgruppe und in der Energie AG aktiv. Diese plant bei regelmäßigen Treffen künftige Aktionen und arbeitet an deren Realisierung. Die Gruppe diskutiert über aktuelle Umweltprobleme und überlegt, wie sie ein öffentliches Interesse dafür wecken kann. Auch Demonstrationen, Infostände und Straßentheater organisiert die Energie AG. Sie betreibt eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit und hat viele Petitionen in die Wege geleitet und zahlreiche Aktionen gestartet. Bei UNICEF Köln bringt sich Sarah Niknamtavin in der Hochschulgruppe und im Schulteam ein. In beiden Teams ist sie mit 17 Jahren die Jüngste und auch die einzige Schülerin. Die Hochschulgruppe veranstaltet Aktionen zum Beispiel am Weltkinder- oder Afrikatag und bei Spielplatzfesten. Das Schulteam organisiert Schulläufe und Unterrichtsbesuche. Die 17-Jährige verwaltet auch die Instagram- und Twitter-Seite der ehrenamtlichen UNICEF-Gruppe in Köln. Beim Deutschen Roten Kreuz engagiert sich Niknamtavin als ehrenamtliche Mitarbeiterin in einer Notunterkunft für Flüchtlinge. Sie ist vor allem als Kinderbetreuerin, Übersetzerin und Alltagsbegleitung für viele Menschen aktiv. Zudem absolviert sie gerade eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Sanitäterin beim DRK.

 

Der bald 85-jährige Willi Wissmann wird 2017 seit 50 Jahren im Jugendzentrum „Don-Bosco-Club“ mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten. Die Einrichtung feiert im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Wissmann hat den Club von Anfang an aufgebaut und begleitet. Das echt kölsche Urgestein ist Ansprechpartner für alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Club, auch für die Flüchtlinge, die seit fast zwei Jahren den Jugendclub besuchen. 30 Jahre arbeitete Wissmann von 8 bis 16 Uhr als bezahlter Hausmeister im Don-Bosco-Club, danach blieb er regelmäßig bis 22 Uhr ehrenamtlich im Jugendzentrum. Seit seinem Ruhestand engagiert sich Willi Wissmann dort komplett ehrenamtlich, viele Jahre lang hat er den Club auch auf Ferienfreizeiten begleitet. Morgens um 8 Uhr ist er der Erste im Haus und um 21.15 Uhr fährt er als Letzter mit seinem Fahrrad nach Hause. Aber auch die tägliche Pause von 14 bis 18 Uhr verbringt er gerne im Jugendzentrum. All das tut Wissmann fünfmal die Woche und kommt so auf durchschnittlich 45 Stunden.

 

Gruppen:

 

Die Mitglieder des Vereins Querbeet, die überwiegend im Belgischen Viertel wohnen, pflegen regelmäßig die Beete, pflanzen Stauden, Sommerblumen und Sträucher am Brüsseler Platz. Sie jäten Unkraut, düngen und wässern die Parzellen, schneiden die Sträucher und machen die Beete winterfest. Das alles passiert in der Freizeit, nach der regulären Arbeit und am Wochenende. Der Verein Querbeet entstand aus der gleichnamigen Bürgerinitiative, die im Sommer 2003 zusammenfand. Die Bezirksvertretung Innenstadt und das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen verliehen ihm die offizielle Patenschaft für die Beete am Brüsseler Platz. Neun Mitglieder von Querbeet engagieren sich seit mehr als zwölf Jahren bürgerschaftlich, in der Woche vier- bis achtmal, jeweils vier bis fünf Stunden. Hinzu kommen viele Nicht-Vereinsmitglieder, die die Initiative regelmäßig unterstützen. Der Verein leistet auch einen hohen finanziellen Beitrag, zum Beispiel trägt er die Kosten für das Saatgut und für das Wasser aus dem Hydranten.

 

Das Ehrenamtsteam des Oxfam-Shop in der Kölner Südstadt verkauft bereits seit 1991 auf der Bonner Straße gespendete Waren für einen guten Zweck: Kleidung, Accessoires, Haushaltswaren, Bücher, CDs, Spielzeug und Heimtextilien. Am 9. Mai 2016 feierte das Team sein 25-jähriges Bestehen. Die fleißigen Freiwilligen haben im vergangenen Vierteljahrhundert stolze drei Millionen Euro für Oxfams humanitäre Arbeit erwirtschaftet! Mit den Erlösen werden Nothilfe- und Entwicklungsprojekte sowie ein Teil der Kampagnenarbeit von Oxfam Deutschland finanziert. Dazu zählen zum Beispiel der Kauf von Handpumpen zur Trinkwasserversorgung in Äthiopien oder die Versorgung der Menschen in den Flüchtlingscamps im Libanon und in Jordanien mit Trinkwasser, Nahrung und sanitären Einrichtungen. Im Kölner Oxfam Shop arbeiten derzeit 84 Ehrenamtliche – viele von ihnen sind seit der ersten Stunde dabei. Köln zählt zu den „Geburtsstätten“ der deutschen Oxfam-Shops, der Laden in der Südstadt ist – nach Bonn – der zweitälteste in Deutschland.

 

Der 2012 gegründete gemeinnützige Verein Lebensdurst-Ich unterstützt junge Erwachsene mit lebensbedrohlichen Krankheiten. Er hilft ihnen, lange Krankenhausaufenthalte, belastende Therapien und einsame Stunden zu überstehen. Die Mitglieder besuchen Patienten im Krankenhaus, machen Geschenke – von selbst gestalteten Grußkarten bis hin zu einer Musikanlage für das Krankenzimmer – und erfüllen individuelle Herzenswünsche. Ob ein Rundflug im Hubschrauber, ein Urlaub am Meer, eine Aufnahme im Tonstudio oder ein Fotoshooting – der Verein möchte lang gehegte Träume der Betroffenen wahr werden lassen und ihnen ein unvergessliches Erlebnis bescheren. Außerdem bemüht sich Lebensdurst-Ich, junge Erkrankte in Kontakt miteinander zu bringen. Für Außenstehende ist es oft schwer nachzuvollziehen, was die Betroffenen durchstehen müssen. Diesen wiederum fehlt oft die Möglichkeit, Erfahrungen mit anderen Erkrankten auszutauschen. Deshalb organisiert der Verein Patiententreffen und gemeinsame Aktionen – vom Barbesuch über einen Kinoabend bis hin zum Picknick im Freien oder sogar einen einwöchigen Segeltörn auf der Ostsee. Um auf das Schicksal der Betroffenen aufmerksam zu machen und diese Vorhaben zu finanzieren, organisiert Lebensdurst-Ich darüber hinaus kulturelle Veranstaltungen: Auf den Benefiz-Konzerten stehen Musiker und Künstler für den guten Zweck auf der Bühne, regelmäßig gehen Mitglieder und Unterstützende bei Sportveranstaltungen für Lebensdurst-Ich an den Start.

 

Schulen:

 

Mobile Helfer aus der Nachbarschaft – Förderschüler helfen Senioren

Seit drei Jah- ren besuchen Schülerinnen und Schüler der LVR (Landschaftsverband Rheinland)– Förderschule Belvederestraße in Müngersdorf in einer klassenübergreifenden AG mit dem Namen „Mobilitätsgruppe“ in zweiwöchigem Rhythmus das benachbarte Seniorenheim des Clarenbachwerks in Braunsfeld, um dort ehrenamtlich zu helfen. Zu jedem Schuljahreswechsel formiert sich die AG neu. Selber in ihrer körperlichen Entwicklung gehandicapt übernehmen die Schülerinnen und Schüler für die in ihrer Bewegung eingeschränkten Seniorinnen und Senioren die Einkäufe in den Geschäften der näheren Umgebung. Zuerst sammeln sie die Wünsche der älteren Menschen, dann tätigen sie die Einkäufe und bringen sie auf die Zimmer der Bewohnerinnen und Bewohner. Dadurch entstehen oft auch persönliche Gespräche, die über den Einkauf hinausgehen. Was für die Bewohner einen zusätzlichen Service bedeutet, gibt den Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit, im Rahmen von Service Learning (eine Unterrichtsmethode, die gesellschaftliches Engagement von Schülerinnen und Schülern mit fachlichem Lernen im Unterricht verbinden soll) lebenspraktische Erfahrungen zu machen. Hier können sie in der Schule Gelerntes in die Praxis umsetzen: Sie müssen für den Einkauf lesen und rechnen, Verantwortung für Geld übernehmen und Mobilität im Alltag zeigen. Die Arbeit der Mobilitätsgruppe kann also als gutes Beispiel für gelebte Inklusion dienen.

 

Der Kurs Sozialwissenschaften der Jahrgangsstufe 10 der Henry-Ford-Realschule wollte 2003 nach der Behandlung des Themas „Entwicklungspolitik“ in Eigenregie – also zusätzlich zum Unterricht – mit UNICEF zusammenarbeiten. Die Schülerinnen und Schüler entschieden sich nach einer Internet-Recherche für das Projekt „Schulen im Regenwald“ in Ecuador, das zusätzlich zur Unterstützung des Unterrichts den Kindern auch täglich eine Mahlzeit und eine medizinische Grundversorgung sichert. Da die Initiatoren am Ende des Schuljahrs die Schule verließen, haben sie eine Spur in ihrer „alten Schule“ hinterlassen, die zugleich einen Auftrag für die Zukunft enthält: Sie gründeten eine „UNICEF-AG“. Diese führt seither jedes Jahr verschiedene Aktivitäten zugunsten von UNICEF durch. Sie organisiert beispielsweise Vorträge, Spendenläufe, Ausstellungen oder unterstützt Aktionen der Eine-Welt-Stadt Köln. Die Henry-Ford-Realschule wurde 2011 als erste in Köln und als zwölfte bundesweit mit dem Siegel „Schule aktiv für UNICEF“ ausgezeichnet.

 

Unternehmen:

 

Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) setzt sich dafür ein, nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen und Menschen Perspektiven zu geben. Dazu finanziert sie in Schwellen- und Entwicklungsländern Investitionen privater Unternehmen und berät sie bei der Planung und Umsetzung. Die DEG begann 1962 mit 30 Beschäftigten am Habsburgerring in Köln, heute sind es mehr als 500. Sie finanziert Unternehmen in allen Weltregionen, darunter eine umweltfreundliche Gerberei in Vietnam, eine Biofarm in Ägypten, eine Geothermieanlage in Kenia, eine Kochschule in Namibia und eine private Universität in Brasilien. Auch bei ihrem gesellschaftlichen Einsatz trägt die DEG zur Verständigung zwischen Menschen und Kulturen bei: Seit 2012 engagiert sich das Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden ehrenamtlich im Rahmen der „Kölner FreiwilligenTage“. Die Beschäftigten haben seitdem etwa an der Verschönerung einer Gemeinschaftsgrundschule mitgewirkt und Senioren bei Ausflügen begleitet. 2016 arbeitet die DEG mit Projektpartnern zusammen, die sich für Flüchtlinge engagieren.

 

Sonderpreis „Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“:

 

Die Willkommens-Initiativen in Köln haben sich gegründet, um selbständig Unterstützung für Flüchtlinge wohnortnah zu leisten. Sie knüpfen Kontakte zu Vereinen, Unternehmen, Politik und Verwaltung und sind Woche für Woche für Geflüchtete im Einsatz. In den Kölner Willkommensinitiativen dürften grob geschätzt etwa 2.000 Menschen aktiv sein. Sie organisieren Rechtsbeistand, Freizeitaktivitäten für Kinder und Erwachsene, Fahrradwerkstätten, Patenschaften, Begleitung zu Ärzten und Ämtern, Sprachkurse, Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und vieles mehr. Die Willkommensinitiativen wollen das Bürgerengagement rund um die Kölner Flüchtlingswohnheime weiter vernetzen, damit das Engagement schnell, effizient und unbürokratisch wirken kann. Im Netzwerk „Willkommenskultur Köln“ haben sich zahlreiche in der Flüchtlingsarbeit aktive Vereine und Willkommensinitiativen zusammengeschlossen, um eine nachhaltige Willkommenskultur in Köln zu verankern, sich auszutauschen und zu vernetzen und sich in Kooperation mit den hauptamtlichen Beratungsstellen für Flüchtlinge zu engagieren.

 

 

 

Quelle: Stadt Köln, Bildrechte: KNJ/Martina Uckermann

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