„Europäische Städte müssen noch näher aneinanderrücken – Brexit ohne Einfluss“

Erstmals hat die Stadt Köln den Konrad-Adenauer-Preis in diesem Jahr an eine Stadt vergeben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker überreichte ihn am heutigen Freitag,  20. Oktober 2017, an Lord Mayor Malcolm Kennedy, Oberbürgermeister von Kölns britischer Partnerstadt Liverpool. Köln würdigt damit das klare Votum der Bürgerinnen und Bürger, die sich beim Referendum für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausgesprochen hatten.

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Reker betonte, mit dem Konrad-Adenauer-Preis 2017 wolle die Stadt Köln Liverpool als eine herausragende europäische Metropole würdigen. Doch vor allem wolle sie Danke sagen: „Danke dafür, dass Liverpool uns Kölnerinnen und Kölnern bereits im Mai 1952 – nur sieben Jahre nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg – als erste europäische Stadt die Hand gereicht hat. Damit war es die Stadt Liverpool, die uns wieder in die europäische Familie aufnahm und tatkräftig beim Aufbau kommunaler Selbstverwaltungsstrukturen unterstützte. Und damit auch ganz im Sinne der Westbindung Adenauers. Die Botschaft, die Liverpool damals mit dieser Städtepartnerschaft aussandte, war ebenso klar wie zukunftsweisend: nie wieder Nationalismus und Fremdenhass, nie wieder Krieg und Zerstörung! Aussöhnung, Verständigung und Zusammenarbeit sollten künftig das Denken und Handeln auf beiden Seiten bestimmen und auf ganz Europa ausstrahlen.“

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Reker appellierte: „Das, was wir in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam in Europa aufgebaut haben, ist in Gefahr. Wir erleben und leben in einer Zeit, in der weltweit nationalistische Strömungen wieder die Oberhand zu gewinnen scheinen. Strömungen, die zu Abschattung und Ausgrenzung raten. Dabei ist das Gegenteil richtig. Nur wenn wir die Globalisierung gestalten, als weltoffene Länder, als Städte, die über Grenzen hinweg zusammenarbeiten, werden wir das Beste für unsere Bürgerinnen und Bürger erreichen. Was für uns Städte gilt, gilt auch für Europa und die Welt: Kooperation statt Konfrontation. Es ist die Zeit gekommen, in der wir noch näher aneinanderrücken müssen, statt uns zu separieren. Es ist die Zeit gekommen, in der wir uns zusammenschließen müssen, anstatt uns zu entfernen. Es ist nicht die Zeit, in der man Europa verlässt. Auf die enge Freundschaft zwischen Köln und Liverpool wird der Brexit keinen Einfluss haben. Wir werden auf jeden Fall zusammenbleiben – oder um es mit der Liverpooler Hymne zu sagen: „You‘ll never walk alone!“

 

Laudator Daniël Termont, Präsident von Eurocities und Oberbürgermeister von Gent, lobte: „Die Stadt Liverpool hat sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kontinuierlich und ausdrücklich zur europäischen Integration bekannt und trägt damit zu anhaltendem Frieden in Europa und Achtung der demokratischen Werte auf dem Kontinent bei. Insbesondere heute verdient dieses Bekenntnis mehr als nur ein einfaches Schulterklopfen. Es muss viel Mut gekostet haben, im Jahr 1952 eine Städtepartnerschaft mit einer deutschen Stadt einzugehen. Liverpool hat damit gezeigt, dass es keine Angst hatte, gegen den Strom zu schwimmen; und dass es in der Politik (und auch im Leben im Allgemeinen) ganz und gar unklug ist, alle Menschen über einen Kamm zu scheren.“ Termont erklärte: „Es wäre ein großer Verlust, wenn alle Städtepartnerschaften aufgrund des Brexits zum Erliegen kommen würden. Eurocities hat ein Treffen mit dem europäischen Brexit-Verhandler Michel Barnier gefordert, um unseren Standpunkt zu unterstreichen: die Städte müssen beim Brexit-Prozess eindeutig mitreden dürfen. Es ist Wahnsinn, dass jahrelange Verhandlungen notwendig sind, bis ein Nationalstaat der EU beitreten kann, und nur ein paar Monate, bis ein Mitgliedstaat das Gebäude einfach so verlässt.“

 

Lord Mayor Malcolm Kennedy, Oberbürgermeister von Liverpool, betonte, er fühle sich stolz und geehrt, den renommierten Preis zu erhalten, der nach dem Mann benannt wurde, der 2003 zum größten Deutschen aller Zeiten gewählt wurde. „Konrad Adenauer ist eine Schlüsselfigur für die Wiederherstellung des Friedens in Europa und für das Aufwachsen meiner Generation in einer freien Gesellschaft.“  Kennedy erklärte: „Ich verstehe den Konrad-Adenauer-Preis als Appell, den Wert der 1952 entstandenen Verbindungen zu erhalten, egal was die Zukunft bringt. Wir können immer noch viel voneinander lernen. Liverpool bleibt der Freundschaft zwischen unseren beiden großartigen Städten verpflichtet, die uns durch die unsicheren Zeiten tragen kann, die wir derzeit erleben.“

 

Den Konrad-Adenauer-Preis verlieh die Stadt Köln bereits zum siebten Mal. Mit ihm werden herausragende Beiträge und besondere Verdienste von Persönlichkeiten und Institutionen in den Bereichen „Leben und Arbeiten in einer Großstadt, innovative und mutige Beiträge zur Entwicklung einer lebenswerten Großstadt weltweit, zur europäischen Integration oder zur Wahrung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung im zusammenwachsenden Europa“ gewürdigt.

 

 

Text – und Bildquelle Stadt Köln

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