Bei der neuen Netflix-Serie “Tote Mädchen lügen nicht” handelt es sich um eine der umstrittensten Verfilmungen der letzten Jahre. Ihr Thema: Suizid. Die Art der Darstellung lässt Experten und Psychologen jedoch warnen.

 

Seit ihrem Start Ende März sorgt die Serie für große Kontroversen. Die Handlung basiert auf dem Jugendroman “Thirteen Reasons Why” (2007) von Jay Asher. Der Suizid von Protagonistin und Schülerin Hannah Baker steht im Mittelpunkt. Die Art und Weise, wie dieses Thema dargestellt wird, lässt Ärzte und Experten allerdings Alarm schlagen. „Seit der Veröffentlichung von Goethes Briefroman ‚Die Leiden des jungen Werther‘ im Jahr 1774 ist uns der Nachahmungs-Effekt bei Suizid bekannt: viele junge Männer eiferten dem Protagonisten nach und erschossen sich mit einer Pistole – identisch gekleidet wie die Romanfigur. Seitdem wurde dasselbe Nachahmungsphänomen immer wieder beobachtet. Suizide können also ansteckend wirken. Deshalb überrascht es mich, dass eine Serie wie ‚Tote Mädchen lügen nicht‘ in dieser unverblümten Art ausgestrahlt wird. Zumal die Serie eine extreme Popularität unter Jugendlichen hat, aber bei den Eltern, Lehrern und Schulpsychologen noch weitgehend unbekannt ist und somit nicht mit den Jugendlichen besprochen werden kann.“, so Prof. Dr. med. Mathias Berger, Wissenschaftlicher Beirat an der Rhein-Jura Klinik.

 

Auch Dr. phil. Christian Klesse, leitender Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut an der Rhein-Jura Klinik, empfindet die Botschaft der Serie als fraglich: „Natürlich ist es notwendig, Tabus wie beispielsweise Suizid oder Vergewaltigung und ihre Ursachen und Auswirkungen zu diskutieren, um das eine zu verhüten und mit dem anderen einen wirklich auffangenden Umgang zu finden. Filme und Serien können und sollen dazu Anstoß geben. Die Frage ist jedoch, ob dies aus dem Blickwinkel eines Mädchens angestoßen werden kann, das zweifellos Enttäuschendes, Entmutigendes und Widerwärtiges erlebt hat, dann jedoch nur noch die Option sieht, sich selbst umzubringen und über den eigenen Tod hinaus oder sogar mit ihm einen Rache- und Vernichtungsfeldzug zu führen. In der Serie geschieht dies, um die, die ihm geschadet haben, gleichsam zu bestrafen. Ob eine 13-teilige Serie notwendig ist (eine weitere Staffel ist ja auch noch geplant), um Suizidalität, ihre Bedingungen und ihre Folgen präventiv zu reflektieren, würde ich mal dahinstellen.“

 

Das komplette Interview der Rhein-Jura Klinik ist im Blogbeitrag „Tote Mädchen lügen nicht – Was unsere Experten zu der umstrittenen Netflix-Serie sagen“ nachzulesen unter: http://goo.gl/0HWSoX.

 

Über die Rhein-Jura Klinik

 

Die Rhein-Jura Klinik ist eine private Akut-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Bad Säckingen. Die medizinischen Schwerpunkte sind vor allem Depression, Schlafstörungen, Stresserkrankungen, Angststörung, Panikstörung/Agoraphobie, Zwangsstörungen und jegliche Arten von Burnout. Auf der Basis neuester medizinischer Entwicklungen orientiert sich das Team der Rhein-Jura Klinik überwiegend an der Verhaltenstherapie oder systemische Therapieansätze, welche sich bei vielen der genannten Indikationen als sehr wirkungsvoll erweisen. Die Universitätsklinik Freiburg unterstützt und berät als Kooperationspartner in der raschen Umsetzung neuester wissenschaftlicher Ergebnisse und Therapieverfahren.

 

 

 

Quelle: Rhein-Jura Klinik, Bildquelle: Netflix

 

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